Alba Berlin (2..) (31-3)
Heim-Bilanz: 16-1
Auswärts-Bilanz: 15-2
Form: SSNSS
Ratiopharm Ulm (7.) (18-16)
Heim-Bilanz: 11-6
Auswärts-Bilanz: 7-10
Form: SNSSN
Direkte Duelle:
18.12.22
Ratiopharm Ulm - Alba Berlin 83-110
30.04.23
Alba Berlin - Ratiopharm Ulm 91-79
Vorschau:
In der Hauptstadt schickt man sich an den vierten Titel in Folge zu holen. Alba Berlin musste sich in der Hauptrunde knapp dem Rivalen aus Bonn geschlagen geben und geht als Zweiter in die Playoffs. Für das Euroleague-Team keine ungewohnte Position, sowohl 2020 wie auch 2021 startete man nicht an 1 in die Playoffs, der Titel wurde trotzdem geholt. Erstmals seit einigen Jahren liegt eine sportlich nicht ganz runde Saison hinter ihnen, die Niederlagenserie in der EL hat geschlaucht, immer wieder fielen Spieler verletzt aus, der Flow in einigen Spielen nicht da gewesen. Dass Alba trotzdem dem Rest wieder soweit enteilen konnte spricht für die Qualität der Mannschaft und der Organisation. Die Berliner sind auch diese Saison, nicht nur als Titelverteidiger, das Team-to-Beat.
Ratiopharm Ulm hat diese Saison quasi alles erlebt, was in einer Spielzeit so passieren kann. Massive Verletzungsprobleme, interne Disszonanzen, Sperren, größere Kaderumbauten, was sie aber nicht getan haben war den Trainer zu wechseln. Rookie Headcoach Anton Gavel wurde die notwendige Zeit gegeben und konnte am Ende die Saison noch zum Guten drehen. Die Verantwortlichen um Sportdirektor Thorsten Leibenath sind vor der Saison ein großes Risiko bei der Kaderzusammenstellung gegangen, aufgegangen ist der Plan, auch aufgrund der Verletzungen, nur bedingt. Man hat aber an den richtigen Stellschrauben gedreht und so eine bunte Mischung aus Erfahrung und rohem Talent zusammengefügt, die im Frühjahr ihr ganzes Können aufblitzen ließen. Blenden lassen von den letzten Ergebnissen der Ulmer sollte man sich allerdings auch nicht, denn nach dem knappen Ausscheiden im EuroCup bekam die deutlich aufsteigende Formkurve des Tabellensiebten einen kleinen Knicks, das Spiel gegen Bonn hat allerdings gezeigt, dass die Ulmer auch Favoriten mehr als nur Ärgern können.
Die Key-Player:
Alleine wegen Maodo Lo sollte man in Berlin die Meisterschaft anpeilen. Sein Vertrag läuft aus und bisher verließ der Guard seine Mannschaften immer ohne Meisterschaft in dem Jahr. Sportlich kommt der Combo-Guard aus einer enttäuschenden Spielzeit. Nach einer grandiosen Saison 2021/2022 mit anschließender EM lief er fast der kompletten Saison seiner Form hinterher, auch aufgrund der Belastung und einer Handverletzung. Der beste Shot-Creator im Berliner Team wird in Abwesenheit von Tamir Blatt dringend gebraucht um das Saisonziel zu erfüllen. Im Duden sollte neben dem Wort trocken ein Bild von Backcourt-Partner Jaleen Smith stehen. Kaum einer schweißt so trocken (und so häufig) am Ende der Shot-Clock noch den Dreier rein. In seiner zweiten Saison in Berlin hat der Guard die Lücke von Marcus Eriksson fast komplett schließen können, dazu gibt er dem Team noch Defense und Playmaking. Besonders letzteres wird in den Playoffs noch sehr wichtig werden. Fixpunkt der Offense bleibt aber Luke Sikma. Der Power Forward ist seit sechs Jahren das Gesicht des Berliner Basketball und diktiert wie kein anderer den Flow des Teams, im positiven wie negativen Sinne. Das Team hat sich zwar inzwischen emanzipiert, doch ohne Sikma gibt's nur selten den typischen Berliner Basketball.
Nicht ganz der typische Europa-Rookie ist Yago dos Santos. Den FIBA Basketball kannte der kleine Guard schon, nur den europäischen noch nicht und das war Anfang ein großes Problem. Inzwischen konnte er die Unberechenbarkeit und Fehlerquote der ersten Monate einschränken und ist der Denker und Lenker im Team. Zusammen mit Juan Nuñez bilden die beiden ein komplementäres PG-Duo mit unterschiedlichen Stärken. Gegen das große Berliner Team dürfte der 1,75 m große Brasilianer aber an seine Grenzen stoßen. Lange mit dem Stempel Talent versehen war Karim Jallow inzwischen so gereift, dass er ein sehr guter BBL-Spieler ist. Der Dreier fällt in dieser Saison zu über 40% bei fast 3 Versuchen pro Spiel. Dazu ist er inzwischen auch als sekundärer Playmaker stark, die Defense und sein Rebounding sind inzwischen auch auf BBL-Top-Level. Bruno Caboclo streitet sich mit Jack McVeigh um den Titel beste Nachverpflichtung der Saison. Der Brasilianer hat ein fast schon einzigartiges Skillset aus Shooting, Athletik und Beweglichkeit. Allerdings auch eine etwas ungesunde Arroganz, die zu verspäteten Rotationen und überflüssigen Fouls führt.
Die X-Faktoren:
Eigentlich ganz klar der Spot für Marcus Eriksson. Da aber noch immer nicht klar ob der Schwede in dieser Saison nochmal eingreifen wird fällt diese Rolle Ben Lammers zu. Der Center hat nach einem etwas schwächeren Jahr dieses Jahr wieder mehr zu seinem Spiel gefunden. Der Mitteldistanzwurf fällt wieder besser, wird auch vermehrt wieder gesucht, der Dreier ist etwas vermehrt in seine Wurfauswahl getreten und defensiv ist der 2.06 m große Amerikaner inzwischen elitär. Dazu ist er wie gemacht für das Match-Up mit Caboclo, weil er dessen Athletik und Beweglichkeit kontern kann und gleichzeitig offensiv mit seinem Wurf wichtig sein wird, was entweder den Ulmer Center aus der Zone zieht oder regelmäßig offene Sprungwürfe zur Folge hat.
Herkenhoff oder Nunez? Beide werden in der kommenden Serie von großer Wichtigkeit sein. Am Ende hat Juan Nunez die Nase im Rennen vorn, weil es deutlich wahrscheinlicher ist, dass dos Santos defensiv Probleme haben wir als Caboclo. Der Spanier besticht in seiner ersten Saison außerhalb der Heimat mit viel Spielwitz, hohem IQ und einem guten Zug zum Korb. Auch defensiv hat er sich nach einem wackeligen Start gesteigert und wird wichtig sein, weil er defensiv nicht so versteckt werden muss wie sein PG-Partner. Offensiv muss er zeigen, dass er auch gegen die Euroleague-gestählte Defensive der Berliner Lösungen finden kann. In Madrid hatte er letzte Saison Covid-bedingt bereits die ersten längeren Einsätze in der europäischen Königsklasse, nun ist der Gegner auf ihn eingestellt.
Die Key-Faktoren:
Zonenpräsenz: Ulm ist klein, besonders auf der großen Forward-Position. Christen, Hawley und Jallow werden große Probleme haben Sikma und Thiemann im Eins-gegen-Eins vom Korb weg halten zu können. Steht Lammers auf dem Feld wird es schwierig mit der Hilfe von Caboclo. Gavel steht vor einer schweren Aufgabe dieses Problem zu lösen ohne sich durchgehend offene Dreier einzufangen.
Pace: Ulm bringt die höchste Pace der Liga mit aufs Parkett, im Auf- und Ab kommen die Stärken von Dos Santos, Jallow, Nunez und Hawley am besten zum Vorschein. Aber Alba mit seinem eigenen Spiel schlagen? Seit 2017 sind die Berliner immer unter den schnellsten Teams der Liga, ihr Spiel funktioniert am besten bei hohem Tempo. Und die Berliner Bank ist länger als die der Ulmer.
Dreierquote: Ulm wirft und trifft die meisten Dreier, viele davon in Transition oder der Semi-Transition. Im Halbfeld wird es für die Süddeutschen deutlich schwieriger gute Abschlüsse zu bekommen. Und fast die Hälfte ihrer Punkte erzielen die Ulmer durch den Distanzwurf. Ohne eine hohe Pace wird die Quote höchstwahrscheinlich relevant sinken, die freien Würfe werden weniger. Achja, muss ich schreiben welches Team die beste Dreierquote hat mit fast 39%?
Das Match-Up to Watch:
Honorable Mention: Louis Olinde gegen Karim Jallow, zwei deutsche Forwards mit Upside im direkten Duell. Die Nase leicht vorn hat das Duell Ben Lammers gegen Bruno Caboclo. Dieses Duell verspricht viele Highlights, Dunks, Blocks, Dreier, die Athletik beider ist in etwa auf dem gleichen Niveau, beide sind beweglich und können werfen. Vom Center-Trio der Albatrosse ist Ben Lammers der Spieler, den du an Stelle von Israel Gonzalez am ehesten gegen Caboclo stellen willst. Spannend wird auch das Duell vom Brasilianer gegen Koumadje sein, doch dessen Stärken dürften seine Schwächen nicht überwiegen und so wird der größte Spieler der Liga vermutlich nicht so viele Minuten in dieser Serie sehen.
Team-Stats:
Advanced Stats: